Brummfisch

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Silent Extreme Cooking

March 17th, 2006 · 2 Comments

Gestern dachte ich mir: Mal nicht nur geistlosen Reality-Käse angucken, sondern auch schön mal gepflegte Unterhaltung vornehmen, schaust du dir also Silent Cooking an. Kochsendung mit Tiefgang (habe ich irgendwo in der Blogosphäre aufgeschnappt, weiß aber nicht mehr genau, wo). Was sagt da der Pressetext? “Es ist ein Genuss, ihm beim Zubereiten der Mahlzeiten zuzusehen. Ganz ohne Gerede. Entspannt kann man sich zurücklehnen und das Entstehen eines Kochkunstwerks verfolgen…”

Genau das Richtige also nach einem harten Arbeitstag, gemütlich im Bett liegen und zusehen, wie einer Leckeres zaubert, ganz ohne Gelaber. Super…Denkt man zumindest. Aber wenn die Sendung mal eines nicht war, dann entspannend. Wahnsinn! Da hat offensichtlich einer wieder die Zielgruppe im Auge gehabt, die sonst mit ihren Handys SMS an sprechende Hasen schickt. Die mit der extrem kurzen Aufmerksamkeitsspanne.

Die Sendung beginnt damit, dass der hippe Koch (Achtung Dreadlocks) im Vorspann zum Einkaufen geht. Ich denke zumindest, dass er das macht, denn das Ganze wird mit wilden Kameraschwenks, Lichtblitzen und Farbeffekten aufbereitet, dass ich knapp an einem epileptischen Anfall vorbeischramme. Jetzt ganz im Ernst: Mir wird bei sowas übel, ich konnte schon damals NYPD Blue nicht angucken, weil ich aufgrund der Shaky Handcam seekrank wurde. Ich also fast kerzengerade im Bett, der Fernseher blitzt, die Kamera wackelt. Dazu wummert im Hintergrund die Aufzug-Muzak-House-Musik, die immer unter hippe Sendungen gelegt wird, die mich hier aber nur noch nervöser macht.

Aber jetzt geht es ja los mit dem Kochen. Entspannt. Ohne Gelaber. Die Kamera schwingt hin und her und zoomt wild ein und aus auf die Dreadlocks. Die Musik boingt vor sich hin. Eine Tafel erscheint: Der Meister kocht erst mal weiße Schokomousse mit gelben Paprika und dann lecker Fisch. Das könnte immerhin interessant werden, bei der Moussierung und Fischzubereitung kenne ich mich nicht so aus.

Geht auch gleich los. Der Koch nimmt eine gelbe Paprika - da erscheint eine MONSTERGROSSE Bauchbinde in Grau, auf der steht: GELBE PAPRIKA. Danke, dass das aufgeklärt wurde, wie übel ergeht es dem Hobbykoch, der das Gericht nachkochen will und greift aus Versehen hier zur Salatgurke. Gibt ja auch viele Leute, die in Alaska unterm Stein aufgewachsen sind und gelbe nicht von roter Paprika unterscheiden können.

PAPRIKA AUFSCHNEIDEN, PAPRIKA ENTKERNEN und PAPRIKA IN EINE KASSEROLE LEGEN (offensichtlich alles nicht selbsterklärend) später haben wir wenig vom Koch gesehen, dafür aber viel Grau, denn die Bauchbinde nimmt immer den halben Bildschirm ein - ist ein bisschen wie in einem Kochbuch lesen, nur dauert es länger. Die Musik dudelt, die Kamera schwenkt, ab und zu sehen wir auch voll crazy die beturnschuhten Füße des zweiten Kameramanns - total real, voll street credibility, low-budget feeling. Wahnsinn. Ich bin total unentspannt und gelernt habe ich auch noch nicht wirklich was, denn das mit der Paprika, dafür brauche ich keinen Vier-Sterne-Koch.

Aber jetzt vielleicht bei der Mousse. WEISSE SCHOKOLADE verrät die Bauchbinde. Aber halt, was ist das für Schokolade? Sieht von oben schräg von der Decke (wo die Kamera sich gerade befindet) aus wie Kuvertüre. Zoom hin! LOSDOCHZOOM!!! Der Koch bröckelt (Block?Schokolade?Kuvertüre?) in den Topf, die Kamera schwingt locker durch den Raum. Argh!

Und so geht es weiter. Immer, wenn Dinge vollführt werden, die schweineeinfach und saulangweilig sind, gibt es dicke graue Bauchbinden (meine Lieblingsbauchbinde “WASSER”) und Extreme Closeup (so ein Topf mit Wasser, das will genau beobachtet sein). Wenn der Koch aber mit Spezialgerät an den Fisch geht, das der Normalbürger nicht in der Küche hat, geht es schön in den Weitwinkel. Oder wenn es heißt EIER POCHIEREN (offensichtlich geht das mit einem Schöpflöffel, mehr sah ich nicht), zoomt die Kamera auf seinen Hintern. Vielleicht hat die Kamera die pochierten Eier woanders vermutet.

Als der Koch den Fisch AUF DEM TELLER ANRICHTET, gebe ich auf, das ist mir alles zu anstrengend, ich wünsch mir den Biolek zurück, der zwar mit viel Gelaber kocht, dafür aber irgendwie witzig ist und wo ich mir nicht kochendes Wasser und den Hinterkopf vom Koch angucken muss.

Tags: Gelaber

2 responses so far ↓

  • 1 grobi // Mar 17, 2006 at 8:17 pm

    Da ist ein großer Fresser bin, werde ich mir das auch gerne mal anschauen - kenn ich noch nicht. Aber es kommt ja mitten in der Nacht, aber wozu gibt es den guten alten Videorekorder. So ein bisserl Gelaber gehört aber schon zu den Kochsendungen (ich hab’ da schon mal was vorbereitet)… bin schon mächtig gespannt.

    Und mit dem Biolek halte ich es so, dass ich immer ein Küchenweinchen vorrätig habe!

    Auf ein gutes Wochenende, Mon!

  • 2 marco // Mar 17, 2006 at 9:42 pm

    Ich bin ja schon sehr verwoehnt vom food channel, da sah ich Ham on the street mit dem Thema Mikrowelle. Da lernte ich wie man Popcorn in der MW macht ;)

    Aber auch ein 10min curry, das sehr lecker war!

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