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X3 - The last stand

June 4th, 2006 · 5 Comments

Über den neuen X-Men-Film lässt sich immerhin eines sagen: Wenn man ihn im Doublefeature zusammen mit V for Vendetta anguckt, bemerkt man, wie gut eigentlich V for Vendetta war. Vielleicht sollte ich nachträglich dem Film 7-8 rote Racherosen statt der damals vergebenen 6 verleihen.

X3 oder “Ich wünsch mir den Bryan Singer zurück” krankt hauptsächlich an der Tatsache (Comicbook-Geek-Alert), dass man zwei Storylines aus dem Comic, die gar nichts miteinander zu tun haben, in den Film gepackt hat. Das führt erstens dazu, dass merkwürdige Logik-Sprünge vorkommen, viele Szenen einfach komisch hintereinander gepackt sind ohne Sinn und Zweck und nicht wirklich Zeit bleibt, irgendwas für die Charakterentwicklung zu tun. Jetzt mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Charaktere nicht mehr wirklich viel mit ihrer Vorlage zu tun haben, was ja nur den stört, der die Vorlage kennt - ein wenig interne Konsistenz hat noch keinem Film geschadet (ebenfalls zu schweigen von der Kontinuität zu den bislang vorliegenden X-Men-Filmen).

Worum geht’s? Schwierig zu sagen, denn es hat ja alles wenig Sinn. Die eine Geschichte ist die, dass die im letzten Film verstorbene Jean Grey von den Toten zurückkehrt und zwar als Mutant Phoenix: psychisch instabil und mit wahnsinnigen Superkräften. Nun ist man natürlich in der Zwickmühle, einerseits sind alle (männlichen) Mitglieder der X-Men froh, dass sie wieder da ist, andererseits ist sie quasi eine tickende Zeitbombe, die entweder entschärft werden muss oder (emotional hochdramatisch) lieber wieder die Radieschen von unten betrachten sollte.

Die andere Geschichte ist die, dass jemand ein Heilmittel gegen das Mutations-Gen entwickelt hat, und jetzt die Hälfte der Mutanten sich vor der Zentrale einfindet, um geheilt zu werden, während die andere Hälfte der Mutanten “Genozid!” ruft und generell dagegen ist. Die wollen nun die Quelle für das Heilmittel, einen kleinen Mutanten in einer Zelle in Alcatraz, loswerden und blasen zum Angriff auf die Gefängnisinsel.

Diese beiden Geschichten passen nicht wirklich zusammen, und darum hat man sich überlegt, dass die Mutanten-Gegen-Partei sich Phoenix unter den Nagel reißt, um…ja, um was genau? Eigentlich kann nämlich Phoenix so ziemlich alles wegputzen, was sich ihr in den Weg stellt, aber wenn sie das täte, bräuchte man da den ganzen Rest vom Film überhaupt nicht. Also darf sie zwar gleich in den ersten paar Minuten ihren Lover Cyclops pulverisieren (was nicht schlimm ist, den konnte ohnehin nie einer leiden) und später auch den Professor X, aber sobald sie auf der “bösen” Seite angelangt ist, verfällt sie in eine vage katatonische Starre und macht gar nix mehr.

Darum können sich die anderen X-Men dann auch schön mit der Gegenpartei prügeln und am Schluss wacht sie auf, alle rennen weg, sie zerbröselt die ganze Insel (bis auf Wolverine und vor allem Wolverines Hosen, warum auch immer) und er darf sie (emotional hochdramatisch) umbringen. Dann ist der Film aus.

Zwischendurch gibt’s dann noch “witzige” One-Liner und eine variierende Qualität von Special FX - das Make-Up vom Beast sieht aus, als würde Opa Heinz mit einer Katzenmaske zum Karneval gehen, während die Phoenix-Szenen schon ganz ordentlich gemacht sind. Außerdem explodiert viel, kann man ja mal machen in einem Sommer-Baaaalockbuster. Die Schauspieler rangieren von “ganz OK” (Ian McKellen, der glaube ich auch das Telefonbuch vorlesen kann und es wäre trotzdem amüsant) bis “oh mein Gott, warum hat man der Frau einen Oscar gegeben” (Halle Berry, die hier entweder keinen Bock hat oder so viel Schauspieltalent wie ein Dachziegel). Außerdem ist die Regie unsubtil bis mit dem Holzhammer vorangetrieben (*schmerzhaft verzerrter Blick in die Kamera* *fällt auf die Knie* NAAAAAAIN).

Insgesamt ist das Ganze eher langweilig und ich würde dem Film Mutantenklasse 2 verleihen (Phoenix ist Klasse 5+ so als Referenz, Mutanten mit Klasse 2 sind die, die ihre Haare spontan grün färben können oder bei denen Kakteen besonders gut gedeihen).

Wer mal lieber etwas Lustiges lesen will, was mit Comics zu tun hat, kann hier mal klicken und die Besprechung vom neuesten Batman-Buch von Frank Miller lesen. Bei der Kritik habe ich Tränen gelacht (”Dick Grayson, Age 12!”), aber ich finde Frank Miller und insbesondere Sin City ja auch ziemlich overrated (siehe dazu auch diesen Strip).

Tags: Ein Kino-Mon berichtet

5 responses so far ↓

  • 1 Marco // Jun 4, 2006 at 9:57 pm

    x3 kam auf meinem iPod, insofern hatte ich nicht mal Special FX ;)

    Fuer mich war ja hauptsaechlich unklar, warum Jean ueberhaupt mit Magneto mitgegangen ist…
    Xavier macht ewig rum, will ihr helfen. Sie killt ihn und geht dann eher kommentarlos mit Magneto mit. Warum? Was hatte der ihr denn zu bieten? Ausser, dass er immer behauptete er koenne sie so wahnsinnig toll kontrollieren, was ja auch nicht stimmte.

    Beste Szene fuer mich war “Mit dem Kopf durch die Wand”.

  • 2 einmon // Jun 5, 2006 at 3:32 pm

    Magneto schwafelte doch was von “man wolle sie unterdrücken und er täte das niemals” und so. Aber eigentlich auch kein richtiger Grund. Sie musste halt mit, weil man sonst nicht hätte das tragische Ende tragiken können. Wobei das auch voll sinnlos war, weil wenn man Jean dabei hat, fliegt man mal eben mit einem kleinen Garagentor (wozu denn die ganze Golden Gate?) und Jean rüber, macht die Schose unauffällig platt und voilá.

  • 3 Pet // Jun 5, 2006 at 5:06 pm

    ich dachte mir tatsächlich im Film…warum reisst es seine hose nicht weg… das wird aber M. sehr monieren.
    Und warum hat man Beast denn vom alten Cats-Maskenbildner bepinseln lassen (Jellice Beast?)

  • 4 me // Jun 6, 2006 at 12:51 am

    Jungs & Mädels, ein wenig mehr Phantasie bitte:
    - Jean geht natürlich mit Magneto mit, weil sie emotional vollkommen durch den Wind ist, nachdem ihre Jean-Person mit ansehen musste wie ihre Phoenix-Person gerade Prof X gekillt hat.
    - Dieses Durch-den-Wind-sein hält dann auch bis zum Ende hin an, weshalb Magneto den Alcatraz-Kram ja auch mehr oder weniger allein erledigen muß.
    - und Wolferines Hosen halten, weil der Film sonst ein ab 18 Rating bekommen hätte, was dann eben nur die Hälfte eingespielt hätte, weshalb dann die SFX schlechter gewesen wären und den Film überflüssig gemacht hätten. Vielleicht sind ihm ja auch seine Heilkräfte in die Hose gerutscht ;-)

    Bei allem Rumgenörgle fand ich gut an dem Film, daß die Frage nach dem Umgang mit dem “Heil”-Mittel nicht nur auf einer individuellen Ebene abgehandelt wurde - a lá “Es ist ok wenn du es nimmst. Nimmst du’s nicht, auch nicht schlecht - mußt Du irgendwie selber wissen.” Stattdessen ist die gesellschaftliche Bedeutung dessen bereits von Anfang an allen klar.

    Und überhaupt hab ich mich durchaus auch 2 Stunden lang gut unterhalten gefühlt - auch wenn mir die Sterblichkeitsrate bei meinen Sympathieträgern recht hoch ausfiel :-)

  • 5 mariox // Jun 6, 2006 at 10:47 am

    Hi,

    hab ich gelacht … schöner Text und … ich habe den Film noch vor mir.

    Grüsse mx

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