Na na naaaah, na na naaaaah, na na naaaaah, na na naaaaaah…diiidi diiiidi di di di diiiiiiiih!!! Das hab ich jetzt davon, dass ich in der Sneak war, nämlich diesen Ohrwurm und das Bedürfnis, Treppen hochzujoggen. Na na naaaaah!!
Aber wie immer von vorn, und zwar ab dem Zeitpunkt, da ich von meiner Freundin C. dazu aufgefordert wurde, für uns beide Sneak-Karten zu erwerben. Im Kino angekommen, bekamen wir die üblichen Beklemmungen, als wir nämlich gehäuft “Blood Diamond” Plakate erspähten, und den Leonardo in der Diamanten-Mine, da hatten wir keine richtige Lust zu. Da Clint Eastwood mit ‘Brücken am Fluss’ jeglichen Kredit bei C. verspielt hatte, wurde auch “Letters of Iwo Jima” mit dem “Da geh ich nach 5 Minuten”-Bannspruch belegt. Kurz trat auch Atemnot ein, als wir uns an den Trailer für “23″ mit Jim Carrey erinnerten - gut, vielleicht kam die Atemnot auch daher, dass sich die Frau neben mir mit einem Liter “Eau de ostasiatischer Wanderpuff” übergossen hatte. Warum tun das Leute, bevor sie ins Kino gehen?
Egal, als ich noch versuchte, durch meinen linken Ellenbogen zu atmen, tat sich dann der Vorhang auf und wir sahen das Phantom der Oper Sylvester Stallone in “Mach’s noch einmal, Rocky”. Dazu lässt sich vielleicht zuerst einmal sagen, dass ich eine eher ungeeignete Zielgruppe für diesen Film bin, nämlich der einzige Mensch auf der Welt bin, der noch nie einen Rocky-Film gesehen hat. Insofern auch wichtig, nachdem der Herr Stallone gern und ungeniert aus seinem einst oscar-prämierten Werk zitiert. Aber nachdem ich “ADRIAN!” wie ein Profi rufen kann und auch die Geschichte mit den Schweinehälften (NANANAAAAH!) kenne, fühlte ich mich trotz meiner geringen Kenntnisse für diesen Film auf der sicheren Seite.
Zweitens muss man sagen, dass die Tatsache, dass Stallone sich einen ganzen Tankwagen Botox ins Gesicht hat spritzen lassen, mich schon so ein bisschen irritiert. Gut, Rocky war noch nie ein besonderer Ausdruckstäter, auch nicht vor 30 Jahren. Aber wenn die Augenbrauen von Sly sich keinen Millimeter bewegen und manchmal so aussehen, als hätte sie eine blinde Kosmetikerin mittels Permanent-Makeup eintätowiert, kann ich mich nicht darauf konzentrieren, was er sagt.
Worum geht’s eigentlich? Rocky ist nach Film V rapide gealtert, hat ein Restaurant und auch einen Sohn und vermisst die verstorbene Frau (ADRIAN!) Er freundet sich dann mit einer anderen Frau an, adoptiert quasi einen Zweit-Sohn und einen Hund, und Onkel Sylvester beschert uns viele schöne Märchenstunden, in denen er sonor verschiedene Weisheiten aus diversen Abreißkalendern zitiert. Vor allem in Beziehung auf den (wenig boxaffinen) Sohn, den Rocky mit seinen weisen Worten wieder heim in den Schoß der Familie führt (gut, die Mutter ist ja tot, aber man besucht sie immer gern auf dem Friedhof). Der Sohn ist übrigens Milo Ventimiglia, der tatsächlich vage aussieht wie Stallone, und bei dessen Anblick mir einfiel, dass ich viel lieber “Heroes” sehen würde als jetzt hier den Rocky-Film. Aber ich schweife ab. Dann wisst ihr aber, wie es war im Kino, denn passieren tat da nicht viel. Irgendwann tauschte Rocky mal eine Glühbirne aus.
Gerade, als C. anfing, leise zu schnarchen, und ich sie mit sanften Rippenstößen aufwecken musste, kam wieder etwas Leben in die Bude. Rocky will wieder boxen (ach nee) und der amtierende Schwergewichts-Weltmeister sein Image aufpolieren, und so kommt es, wie es kommen muss: gewiefte Manager arrangieren einen Schaukampf, der mittels Übertragung auf HBO allen Beteiligten drölf Zilliarden Dollars einbringt (Rocky, der Gute, spendet seinen Anteil übrigens bedürftigen Mitmenschen - kein Scherz).
Dann natürlich die obligatorische Montage, wie sich Rocky für den Kampf fit macht inclusive Sprint die Treppe hoch (NA NA NAAAAAH!!!) und Klopp-Die-Schweinehälfte. Anschließend hauen sich Rocky und der andere Typ unter den wachsamen Augen von Mike Tyson (er war jung und brauchte das Geld bzw. hatte extra Ausgang bekommen für den Film) ordentlich auf die Nase, die Weisheit des Tages wird uns im Flashback nochmal langsam und deutlich erklärt und dann ist der Film aus und der Ohrwurm im Gehörgang.
Och joh. Mei. Hätte schlimmer sein können. Die salbadernden Reden von Gesichtsbaracke Stallone sind so ein bisschen sehr aufdringlich, aber die selbstironischen Flashbacks eigentlich ganz witzig, und irgendwie mag man den ollen Rocky, wie er so in seinem roten Jackett zum tausendsten Mal im Restaurant von seinem großen Fight gegen Dolph Lundgren erzählt. Und die Kampfszene am Schluss wird bestimmt ein Hit auf Parties, bei denen man ordentlich am Tequila genippt hat, die DVD eingelegt hat und dann jedes Mal jubeln kann, wenn Rocky mal einen Treffer landet. Oder so. Und am Schluss kann man sich noch amüsieren bei den End Credits, wo man einfach Leute
gefilmt hat, wie sie in Philadelphia die Treppe hochjoggen und dann da oben den Rocky geben.
Kein Meisterwerk (ein Status, auf den der Herr Stallone vermutlich abzielt mit den tiefschürfenden Dialogen), aber doch ganz solide, und wenn sich mal ein einziger Muskel im Stallone-Gesicht bewegt hätte, wär’s vielleicht nicht ganz so ablenkend gewesen.
Insofern gebe ich 6 Punches von 10 möglichen. Für Fans von Rocky I, Rocky II, Rocky III, Rocky IV und Rocky V. Vielleicht auch Rambo I-III, obwohl ich nicht glaube, dass das hilft, weil ich nämlich zwar Rocky nicht gesehen habe, dafür aber mal den “Rambo-Tag” im TV verfolgen musste (ungeeignete Wahl des Boyfriends damals). Und für Menschen, die alle Boxkämpfe auf Pay-Per-View abonniert haben. Obwohl, vielleicht hilft auch das nicht, weil der Endkampf doch so ein bisschen die sportliche Brisanz von einem Fußballspiel des TSV Kickerzehe gegen den 1. FC Wadenkrampf hatte. Was ich sagen will: Kann man, muss man aber nicht.
2 responses so far ↓
1 liane // Jan 21, 2007 at 11:08 pm
” Irgendwann tauschte Rocky mal eine Glühbirne aus.” und das ist schon mehr, als der Heim-Held so mancher Leserin zu bieten hat…
btw. der WII steht hier immer noch unbemont und Töchterchens blaue Haare bleichen auch schon wieder aus…
2 einmon // Jan 23, 2007 at 5:38 pm
Wiiiiii! Ja, da muss ich doch mal zu euch stoßen…ich muss mal die Schnee-Situation abwarten, falls es die Woche durchschneit, würde ich ungern am Wochenende mit meinem platten Schlitten zu euch fahren. Falls nicht, dann gern. Wir können ja fonieren.
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