Brummfisch

Wir also gestern nach der Arbeit flugs ins Zenith geeilt - das ist eine ziemlich hässliche Konzert-Location, und auch wenig stimmungsfördernd, denn es hat ungefähr die Atmosphäre eines Flugzeughangars (wenn auch nicht die Größe). Der Parkplatz vor der Halle wies eine ziemlich hohe MINI-Dichte auf, innendrin das Publikum war eine etwas merkwürdige Mischung aus schwulen Konzertgängern und umländigen Radio-Gong-Hörern (der Deckungsbereich schwul/Radio-Gong-Hörer ist glaube ich vernachlässigbar). Und mittendrin U. und ich, weder noch.

Zuerst legte ein DJ flott Musike auf, und wir fragten uns, wer wohl “Special Guest” sein würde, das war auf dem Ticket nicht näher spezifiziert. Um 8 wurden wir des Wartens erlöst, denn dann traten sie auf: Wigs on Sticks. Wigs on Sticks waren stimmlich 1a, brachten den Beach Boys Sound aus den 60ern voll rüber, wenn auch die Performance etwas hölzern war. Und haarig. Naja, es handelte sich tatsächlich um Perücken auf … Mikrofonständern glaube ich. Wir wurden in unserer Meinung bestärkt, dass die Scissor Sisters sich als Performance Artists verstehen (sieht man ja auch am Ausdruckstanz).

Der gemeine Radio-Gong-Hörer war aber not amused von der Performance, und Unmut kam auf - ja, letztens bei Pur, da gab es noch eine ordentliche Vorband. Man schob vorne also wieder den DJ auf die Bühne, der übrigens ganz fantastisch auflegte, und die murrende Menge wieder zum Füßetappen und Mitschunkeln bewegte. Großartig.

Die Scissor Sisters sind live genau so hervorragend wie aus der Konserve, wobei sich für das Konzert eine kleinere Club-Atmosphäre und ein weniger zugiges Ambiente eher angeboten hätte, dann wäre vermutlich auch mehr Stimmung aufgekommen. Aber vielleicht hätten wir einfach weiter vorgehen sollen, dann hätten wir auch einen Socken von Jake Shears fangen können, als der sich auszog. Oder eine der Perücken von Wigs on Sticks, die er mit einer Art Blasrohr (ha, ha) gegen Ende des Konzerts in die Menge feuerte (hatte ich nicht gesagt, es handelte sich um Performance Art?)

Wir haben uns jedenfalls gut amüsiert (ich freue mich auch immer wieder über Comfortably Numb), und spätestens bei “I don’t feel like dancing” wippte jeder Umland-Zeh auch mit (wobei wir vermuten, dass die Scissor Sisters in kurzer Zeit anfangen werden, das Lied zu hassen, wenn sie’s nicht ohnehin schon tun, so wie die fetten Brote niemals mehr “Nordisch by nature” im Konzert spielen).