Brummfisch

Heute wieder in der Sneak gewesen, und zwar in Next, der dankenswerterweise diesen Filmtitel trägt, damit man ihn laut und vernehmlich rufen kann, wenn andere Leute vorschlagen, in den Film zu gehen. “NEXT!!!” Und wenn man das Gefühl hat, man habe eine mögliche Zukunft mit 1,5 Stunden Bullshit vermieden, dann kann das wohl ein Zeichen sein.

Warum sage ich das? In dem Film geht es darum, dass Nicholas Cage die Fähigkeit hat, genau 2 Minuten in die Zukunft zu sehen. Das hat ihn leider offensichtlich in der Vergangenheit nicht dazu befähigt, seinem Friseur genau 2 Minuten vorher Einhalt zu gebieten, bevor der ihm die Frisur von Tom Hanks in Da Vinci Code verpasst hat. Außerdem sehen seine Augenbrauen aus wie zwei dicke schwarze ins Gesicht geklebte Raupen, da ist dem Friseur wohl auch die Farbe leicht entglitten. Jetzt sieht der Herr Cage aus, als wäre er im Fasching als Groucho Marx unterwegs, hätte aber statt eines Schnurrbarts Augenbrauen aufgemalt - so kann ich mich nicht auf den Film konzentrieren, Herrschaftzeiten.

Im Film aber ist das FBI aus anderen Gründen auf Herrn Cage aufmerksam geworden und findet diese Zukunftsseherei voll spektakulär, weil man nämlich gerade nach einer Atombombe sucht. Und da ist es natürlich toll, wenn man einen zusätzlichen Handlungsspielraum von 2 Minuten hat. Äh, ja. Was kann man eigentlich in 2 Minuten machen? Also ich kann bis zur einen Ecke vom Park laufen oder aber bis zur anderen Ecke, oder ich kann sitzen bleiben. Atombombe finde ich da keine, außer sie ist zufällig im Park. Dann muss ich weitere 2 Minuten anbrechen und weiter laufen als bis zur Ecke. Aber so weit hat das FBI nicht gedacht, mit der Logik haben die das nicht so. Egal, Herr Cage muss angeheuert werden, sonst geht der Film ja auch nicht voran. Bei mir dehnen sich die 2 Minuten langsam in gefühlte 200.

Der Herr Cage will aber nicht zum FBI. Atombombe, Schmatombombe, denkt er sich, lieber sucht er nach Jessica Biel, die er merkwürdigerweise auch vorhersehen kann (mehr als 2 Minuten in der Zukunft!). Er sieht also, dass er sie um 8:09 in irgendeinem Diner trifft, und weil auch der Herr Cage im Film nicht ganz helle ist, hängt er jeden Abend im Diner ab und wartet. Also wenn ich sehe, dass ich in der Zukunft Brad Pitt treffe, und meine Vorhersagen eigentlich immer eintreffen, dann muss ich nicht jeden Abend vor Herrn Pitts Haus verbringen. Außerdem gehe ich gerade die möglichen Zukünfte durch, in denen Nicholas Cage und sein Monsterhaar versuchen, Jessica Biel anzusprechen, und sie enden alle übel, und zwar mindestens mit einer Auflage, sich künftig mindestens im 2-Minuten-Radius von Frau Biel weg aufzuhalten.

Im Film ist das natürlich nicht so, und man kommt sich näher. Das FBI fackelt aber nicht lange, sondern heuert gleich auch Frau Biel an, damit sie dem Herrn Cage Schlafmittel ins Glas tut. “Aber erst nach 2 Minuten” sagen sie, weil ihnen offensichtlich nicht klar ist, dass Herr Cage 2 Minuten in SEINE Zukunft sehen kann, und wenn ich in meiner Zukunft sehe, dass ich nach Genuss meines O-Safts bewusstlos umfalle, dann trinke ich den nicht, egal wann die Ische das Pülverchen reingepackt hat. Aber auch dem Film ist diese Unterscheidung nicht klar, und so kriegen wir lustige Szenen, wo der Herr Cage vor dem FBI flüchtet und dabei ständig 12-Tonnern ausweicht, die auf ihn zu fallen drohen.

Now, here’s the thing: Bei Super Mario Brothers auf meinem Nintendo weiß ich auch immer genau, wo die verfluchten Pilze herumspazieren, aber nützen tut es gar nix. Also wenn ich weiß, wo der 12-Tonner den Hügel runterrollt, kann ich dem noch lange nicht ausweichen. Aber hier ist der Herr Cage zudem noch flink zu Fuß und springt nur so über Stock und Stein, als würde er im wahren Leben nicht vermutlich Wärmepflästerchen gegen das Alterszipperlein auflegen. Ich vermute mal, der Herr Cage will nicht unbedingt hören, dass es bald mit der Rolle des jugendlichen Lovers und Actionhelden vorbei ist - daher auch der tote Iltis auf dem Kopf und die ca. 50 Jahre jüngere Frau Biel im virtuellen Bett.

Aber ich schweife ab. Habe ich schon die Terroristen erwähnt (siehe Atombombe, die)? Warum die jetzt genau Los Angeles in die Luft sprengen wollen, bleibt unklar, außer, dass es fiese Europäer sind, hauptsächlich Franzosen, und dass die was gegen die Freiheit haben, ist ja jedem patriotischen Amerikaner klar. Die europäische Union und ihre Atombombe fühlen sich nun irgendwie bedroht vom Herrn Cage und versuchen den jetzt auszuschalten, indem sie die Frau Biel fangen und mit jeder Menge Explosivstoff bestücken, sowie einem Fernzünder per Handy. Das sieht aber der Herr Cage vorher und hilft jetzt also doch dem FBI. Die entwickeln sogleich einen Super-Plan, bei dem sie alle Handys blockieren, so dass die Terroristen nicht mehr telefonieren können. Aber wie jetzt verhindern, dass die Frau Biel explodiert? Wie nur?? Spätestens jetzt brauche ich auch bald die Perücke von Herrn Cage, weil ich mir schon so viel die Haare gerauft habe.

Das FBI und sein Muppet hetzen jetzt also auf der Suche durch Fabrikhallen, und weil den Filmemachern nicht ganz klar ist, wie das so geht mit den zwei Minuten und dem Aktionsradius, den man in denjenigen hat, durchsucht der Herr Cage in 2 Minuten die gesamte Location, bis er Frau Biel findet. Ja, und dann explodiert die Atombombe. WTF?

HAHAHA! Fake-Out! Quasi der gesamte Film wird ratz-fatz retroaktiv gestrichen, und während wir total Angst haben, dass wir nochmal den ganzen Käse anschauen müssen und unser Leben in 2-Minuten-Schritten vor unseren Augen abläuft, ist er zum Glück einfach vorbei. Atombombe, Schmatombombe, wie gesagt. Resümé: Eigentlich ist nix passiert, aber dafür hat’s ganz schön lang gedauert.

Ich weiß aber jetzt immerhin, wozu es gut ist, wenn man 2 Minuten in die Zukunft gucken kann: Sobald man “Nicholas Cage” auf der Kinoleinwand erspäht, kann man gehen und sich ‘ne Mütze voll Schlaf ergattern. Aber leider ist mir diese Fähigkeit ja nun nicht vergönnt. Dieser Film ist geeignet für Leute, denen bei Zombie-Frisuren nicht leicht schlecht wird, Leute mit einer Aufmerksamkeitsspanne von 2 Minuten “Nochmaaal!”, Leute, die gerne zurückspulen, und Leute, die nach 2 Minuten vor dem Bildschirm gerne einfach einnicken. Alle anderen: Finger weg, außer man hat vorher in 2 Minuten 4 Liter Wodka getrunken. -2 Uhrzeiger von 10 möglichen.

Und hier ein Link für die ganz Unerschrockenen: Ich glaube, es ist Zeit, den Haarsalon zu wechseln.