Brummfisch

Gestern auch noch das neueste Potter-Oeuvre im Kino angeschaut, leider neben einer völlig verblödeten Frau, die das Kino für ihr privates Kasperltheater hielt - sowas hasse ich. Gut, es konnte uns schon klar sein, als sie die Jungs hinter uns rügte, weil die Nachos aßen (”That’s disgusting”) - sie beschwerte sich auch immer gleich, wenn von der Seite irgendein Geräusch kam, aber selber hielt sie erst den Mund, als ich sie gen Mitte vom Film anpöbelte.

Schlimm genug, wenn man spontan irgendwas ausruft (”Geh da nicht rein, kleiner Bär”), aber gut, da geht man wenigstens mit dem Film mit. Schlimmer, wenn man die breite Masse an seinem Potter-Wissen teilhaben lassen will - jeder Charakter (und CGI-Tier) wird laut mit Namen versehen, das Wissen um die Handlung wird breitgetreten (”Oh nein, jetzt kommt die Szene mit den Dementors, wo Harry überfallen wird”, “Ha, ha, da sind ja die Katzen, die wir schon im Buch gesehen haben”), und am allerschlimmsten finde ich es, wenn man den Dialog 2 Sekunden vorher mitspricht, weil man das Buch auswendig kann. Dann lacht man und schlägt sich auf die Schenkel. Wah!

Aber egal, es sollte ja eigentlich um den Film gehen, der mir persönlich ganz gut gefallen hat. Ich mochte ja das Buch nicht wirklich gerne, das habe ich einmal gelesen und es verstaubt nun im Regal. Der Film hat das Ganze ordentlich aufgemöbelt, indem er schön alles stromlinienförmig zusammenfasste, ohne, dass man wie beim letzten Film das Gefühl hatte, ein D-Zug hätte einen mitsamt der Handlung überrollt. Dadurch konzentriert er sich natürlich weniger auf den “Handlungs-Kleinkram”, das haben manche Leute als zu wenig “magisch” bemängelt, aber ich bin ganz froh, wenn man mir nicht die Meetings vom Grimmauld Place und Harrys diesbezügliche Testosteronschwankungen detailliert näherbringt, das ging mir eh nur auf die Nerven.

Der Film ist optisch großartig anzusehen, ein wunderbares Set-Design, Kostüme, Kamera etc. das muss man mal so sagen (gut, 1-2 scheussliche CGI-Effects, so dass wir den Film in 2 Jahren nur unter Schmerzen anschauen können, sind auch drin). Dazu noch ordentliche Action-Szenen (mit Death Eater Grusel-Faktor) und Schauspieler, die ihren Rollen Extra-Leben einhauchen (hello Mr Rickman, please call me, thank you), was will man mehr? Leute, die sich da beschweren, sind doch sicher die, die auch beim Herrn der Ringe nölen, dass man Tom Bombadil weggelassen hat. Oder sie tragen ein “Team Snape 07 T-Shirt” (not that there’s anything wrong with that) und sind hochaktiv beim Fanfiktion-Schreiben und daher mit allen Nuancen der Handlung vertraut, von denen nicht abgewichen werden darf (”Also er stolperte eigentlich ERST, dann fiel er durch” oder “Die Szene war im Buch aber deutlich länger”). Also jetzt rein hypothetisch gesprochen.

Alles in allem also solide Potter-Unterhaltung, 10 Alohomoras von 10 möglichen, und wenn man Potter nicht leiden kann, dann hat es ohnehin keinen Sinn, sich den Film anzugucken. Insbesondere gilt das für Leute, die den Black/Malfoy-Familienstammbaum neben ihrem Bett aufbewahren und ihn kontinuierlich auf Fehler überprüfen.