Brummfisch

Und da war ich wieder einmal in der Sneak: Eigentlich gehe ich da ja gern hin, weil da nur Nerds im Kino sind, die wissen, dass man während eines Films keine blöden Quatschorgien abhält. Heute habe ich aber doch wieder mal etwas an den Leuten um mich gezweifelt - es fing schon damit an, dass man laut und unablässlich über den Rush Hour 3 Trailer lachte. Meine Herrn, wenn eins nicht komisch ist, dann die Beulenpest, und direkt danach auf der unten offenen Comedy-Skala kommt Chris Tucker. Und noch weiter unten unterm Gefrier-Comedy-Point kommt Chris Tucker, der Witze darüber macht, dass der eine Asiate “Yu” heißt und der andere “Mi”. Zum Glück für Hollywood sind Asiaten nicht nur per se offensichtlich komisch, sondern neigen zudem nicht dazu, militante Bürgerrechtsbewegungen zu gründen, sonst müsste Chris Tucker vermutlich Witze darüber machen, dass sein eines Gegenüber “Neger Wambo” heißt und der andere ein Jude mit einer großen Nase ist. Nicht, dass ich mich beschweren würde, wenn die Yakuza eines Tages vor Chris Tuckers Tür steht und die Rechnung begleichen will. Roman Polanski, warum??? Waren Sie alt und brauchten das Geld???? Aber ich schweife ab.

Nach dem Gelächter über den unkomischsten Trailer seit “Das Piano” spielte sich folgende Szene ab: Vorhang geht zu, Vorhang geht auf für den Hauptfilm, Vor-Trailer. Großes PIXAR-Logo, John Lasseter von PIXAR spricht darüber, wie mal die Ideen für viele PIXAR Filme hatte, und wie man für nächsten Sommer einen neuen PIXAR Film über einen kleinen Roboter geplant hat. PIXAR-Werbetrailer mit kleinem animierten Roboter folgt auf dem Fuße.

Anschließend animierter Vorfilm von PIXAR. Kleine Aliens versuchen, einen Mann zu entführen.

Offensichtlich folgt ja nun nach dem Vorfilm der Hauptfilm. Hm, was mag da nun jetzt kommen…vielleicht gar…Stirb Langsam 4??? Oder ein französischer Autorenfilm????? ODER IST ES RUSH HOUR 3??? Die Spannung um mich herum steigt ins Unermessliche. Die Leute murmeln. Oh, quelle surprise…es ist..es ist.. DER NEUE PIXAR FILM!!! Spontaner Jubel bricht aus, der Nerd vor mir ruft überrascht: “Mensch, das ist ja Ratatouille, den wollte ich voll gern sehen” - ähm, ja, tatsächlich. Ich könnte die Ãœberraschung ja verstehen, wenn man noch nie vom neuen Pixar-Film gehört hätte. Aber spätestens, wenn man doch davon weiß, hätte einem die vielen PIXAR-Logos doch zu denken geben können? Oder nicht? Oder doch? Aber es ist ja kein Wunder, wenn man sein Gehirn beim ersten Anblick von Jackie Chan und Chris Tucker ausgeschaltet hat, braucht es wahrscheinlich eine Weile, bis es wieder anläuft.

Ähm, was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, Ratatouille. Fand ich ganz nett. Es geht um eine Ratte, die gern kocht - so wie ich. Insofern freue ich mich ohnehin über alles, was in einer Küche spielt. Und die Ratte war nicht so schleimig-moralsülzig wie der doofe Nemo. Nur ganz leicht im Ansatz. Außerdem musste ich sehr über eine muskelbepackte Ratte namens Jacques lachen, die immer mit einem “Ich hau dir auf die Nase” Gesichtsausdruck im Hintergrund stand, und nachher ein Steak mürbe boxte.

Nicht der beste Film aller Zeiten per se, aber kurzweilig und amüsant, très schön und mit Liebe zum Detail animiert. Kommt mit französischem Flair leicht und fluffig daher, wie ein kleines Soufflé, oh la la, mon dieu. Außerdem glaube ich dem aufs Wort, der sagte, es sei einer der wenigen Film, der genau zeigt, wie es eigentlich wirklich in Küchen zugeht (jetzt mal abgesehen von der kochenden Ratte). Und irgendwie habe ich jetzt Hunger.

Ich verleihe dem Film 9 Michelin-Kochmützen von 10 möglichen. Für Leute, die gerne kochen und/oder gern Pixar-Filme gucken und/oder eine kleine Hausratte zu Hause haben.