Heute wollte ich mir etwas göttlichen Beistand suchen, und ja auch noch mal orakeln, und fuhr deshalb morgens nach Asakusa zum Hase-Schrein, wo bereits die Hölle los war. Ich fand aber dennoch gleich das Orakel und orakelte frisch drauf los. Da schüttelt man so eine Art großen Zahnstocherhalter, in dem sind Stöckchen drin, die aussehen wie Ess-Stäbchen. Oben aus dem Loch schüttelt man dann ein Stäbchen heraus, da ist eine Nummer drauf, und aus der dazugehörigen Schublade holt man dann seinen Weissagezettel. Meiner war Nummer 4 “Good Fortune”. Na, das ist ja mal was. Das einzige, wo das gute Orakel so ein wenig negativ war, ist in Bezug auf Geld: “Mit dem Einkommen sieht es mau aus” - klar, weil ich immer Mangas kaufe. Wo die Götter mir das schon bestätigt hatten, ging ich gleich auch noch welche einshoppen, und dann in den Ueno-Park auch lesen.
Dort gab es viele kleine Büdchen, an denen diverse Snacks angeboten wurden, aber außer der Schokobanane und der pommesähnlich frittierten Hurricane-Kartoffel erschienen mir da doch einige obskur - zu viele Oktopusarme waren da vertreten. Ich erstand also eine Hurricane-Kartoffel, die schmeckte wie Kartoffelchips auf einem Stäbchen. Neben mir auf der Bank im Park saß einer, der sprach japanisch mit einer Frau, und zwar extrem unhöflich, und ich wunderte mich, was das wohl für ein Japaner ist, der so unhöflich mit seiner Frau umgeht - es stellte sich aber dann bei näherem Zuhören heraus, dass es sich um einen Amerikaner handelte, der hier arbeitete, und offensichtlich noch nicht so gut Japanisch konnte.
Dann wollte ich eigentlich später nach Shinjuku, nochmal nachts auf Rathaus steigen, und dachte mir, wo das Wetter so schön sei, könne ich auch hinlaufen (da ist auch die Gegend, wo viele Sachen verkauft werden, die vom Lastwagen gefallen sind). Und wie ich so lief und lief und lief, wurde die Nerd-Dichte immer höher, und schwupps! war ich wieder in Akihabara gelandet - schon witzig, wie man das an den Leuten auf der Straße erkennt. Die meisten Kamerateams waren zum Glück wieder weg, und nur noch die Blumenhaufen nebst Getränke zeugten vom Ort des Verbrechens (weiß nicht, warum man da Getränke hinstellt). Bzw. von den Orten des Verbrechens, der Messerstecher hat nämlich 17 Leute die Straße entlang erstochen und da sind mehrere Blumenhaufen.
In Akihabara ist der Geräuschpegel auch unglaublich hoch, da blinkt und hupt alles wie verrückt, kein Wunder, dass da der instabile Nerd mal durchdreht. In den Nachrichten, die ich gerade gucke, ist der Messerstecher aber jetzt schon auf Platz 4 abgerutscht nach einem Erdrutsch (?), einem Busunglück, und der Einweihung der nigelnagelneuen U-Bahn-Linie F.
Gerade kommt neben den Nachrichten übrigens auch wichtiger Fußball im Fernsehen, wird überall live übertragen: Japan gegen Thailand. Mja. Vor zwei Tagen wurde auch groß angekündigt HEUTE!!! WICHTIG!!! TOLL!!! … Japan U30 gegen Kamerun U30. U30? Das muss man extra dazu sagen? Komisch. Die Japaner lieben ja Fußball und spielen das den ganzen Tag, ich frage mich, warum wir so wenig japanische Fußballspieler in unseren Ligen haben, so schlecht können sie ja nicht alle sein, und von der Größe her hatten wir ja auch den Olaf Thon damals.
Dem obigen könnt ihr entnehmen, dass ich entkräftet nach dem Weg durch Akihabara ins Hotel zurückgekehrt bin und nicht mehr ins Rathaus hochgestiegen bin. Noch einige Beobachtungen vom Weg, aus der Kategorie “Dinge, die in Japan anders sind als bei uns”:
A) Auf der Rolltreppe muss man einen größeren Abstand zum Vordermann lassen, nämlich mindestens eine Stufe.
B) Die Männer tragen ihren Frauen häufig die Handtasche, während die Frauen Shopping-Tüten von Burberry schleppen. Das heißt, ich nehme an, es sei die Handtasche der Frau, manchmal ist man bei den Männern hier ja etwas unsicher ob der vielen gezupften Augenbrauen.
C) Wenn man zum Starbucks geht, stellt man erst seine Handtasche auf einen Platz, wo man sich setzen will, dann lässt man die Handtasche alleine da und geht Kaffee holen. Ich persönlich aber habe ja trotzdem Angst um meine Handtasche und schleppe sie überall mit hin (ist ja auch die teure Konzertkarte für morgen drin).
Und aus der Kategorie “Geschäftsidee, die man hätte haben können”: Hier stehen überall Automaten, auf denen steht “Hier kriegen Sie vermutlich NIX!” Die sehen aus wie große Kaugummiautomaten, und es sind massig viele Kugeln drin, in denen ist NIX. Und eine, in der ist ein iPod oder sowas. Und ne Kugel herauszuziehen, kostet 100 Yen. Dann hat man vermutlich NIX (oder den iPod, aber die Chance ist relativ gering). Und damit die Leute nicht enttäuscht sind, hat man es vermutlich draufschreiben müssen.
Wobei den Japanern es ja gern egal ist, ob man NIX kriegt, denn die ganzen Amusement-Hallen sind voll mit diesen Automaten, wo man mit Greifarmen Spielzeuge rausfischen kann, wobei nicht wie bei uns der Automat ganz vollgestopft ist, sondern immer so drei, vier Sachen verloren drin rumliegen. Da sieht man doch schon, dass nie einer was rausholt, sonst wär der Automat ja ruck zuck leer? Kümmert die Japaner aber offenbar nicht, sie werfen Yens rein, dass die Schwarte kracht. Ebenso verbirgt sich mir ja immer noch der Reiz von Pachinko, ich glaube, da schüttet man Kugeln oben rein und dann plinkern die so durch und mankriegt auch NIX wieder. Habe es aber immer noch nicht ausprobiert, der Geräuschpegel, Sie wissen ja… (”Ist es ein D-Zug in 2 cm Entfernung, eine Atom-Explosion, oder ist es eine Pachinko-Halle?”)
So, jetzt werde ich noch mal gucken, ob ich was zu Essen ergattern kann, und dann muss ich mich entspannen, weil ich ja morgen zum Tokyo Dome finden muss, wo man mich hoffentlich mit meiner relativ illegal erworbenen Karte reinlässt. Ich geh mal vorsichtshalber früh hin, damit ich mich orientieren kann. Außerdem muss ich ja noch mindestens einen Winkewimpel erstehen.
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