Brummfisch

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Tokyo, 15.6. - BESTEST CONCERT EVER! Arashi Dream A Live

June 26th, 2008 · No Comments

Also eins mal vornweg: Meine Herrn! Je-Der-Cent-Gut-Investiert! Ich meine, billig war es ja nicht. Wobei mein Geld nicht an Herrn Johnny geht (dem die Arashis nebst vielen anderen Boybands nämlich gehören, und wo am Ende die Knete grundsätzlich hängenbleibt), sondern an den komischen Shop, wo ich die Karte gekauft habe - regulär sind die Dinger nämlich gar nicht so teuer.

Aber alles schön der Reihe nach. Ich dackelte so gegen 2 zum Tokyo Dome, weil ich mir dachte, dass ich mich ja orientieren muss und so, und ich wollte ja auch vorher noch so ein Winketeil erwerben. Mit mir dackelten circa 70.000 andere Mädchen (plus ca. 4 Jungs) ebenfalls Richtung Dome. Am Straßenrand saßen mitleidige Gestalten, die Schilder hochhielten “Brauche Ticket”. Immer wenn ein Polizist vorbeikam, wurden die Schilder rasch weggetan, denn man kriegt eigentlich nur eine Karte, wenn man im Fanclub ist und an einer Lotterie teilgenommen hat (weil doch so viele Leute Tickets wollen). Karten auf anderem Wege zu erstehen, ist total illegal. Ich hatte etwas Angst, dass bei mir doch vage auffällt, dass ich nicht im Fanclub bin, und man mir die Karte am Eingang wieder abnehmen wird. Dem war aber zum Glück nicht so.

Ich widerstand der Versuchung, triumphierend mein Ticket vor den Augen der traurigen kleinen Mädchen zu schwenken - ja, money makes the world go round! Am Tokyo Dome angekommen, stellte ich mich flugs an der Schlange bei den Fanartikeln an, und erwarb nebst einem T-Shirt und einem Handyanhänger ein kleines Poster vom Matsumoto sowie ein Winketeil mit seinem Gesicht drauf. “Matsumoto-SAN” sagte die Frau am Stand leicht vorwurfsvoll. Ups! Hatte ich nicht meinen korrekten Rang eingehalten und ihn nur “Matsumoto” genannt. Irgendwo hatte ich als Fun Fact gelesen, dass jetzt der eine aus der Band mit dem Matsumoto so gut befreundet ist, dass der ihn MANCHMAL SOGAR MIT DEM VORNAMEN ANSPRECHEN darf. Also wenn ich mit jemand 24/7 in Fernsehtalkshows / im Tourbus / im Plattenstudio / bei Johnny im Keller rumhänge, hätte ich das als gegeben angenommen, aber bitte. Auf der Bühne sprach man sich tatsächlich mit “-san” an. Oy. Wobei der Matsumoto der Jüngste ist und somit eigentlich nix zu sagen hat.

Schön war beim Fanartikel-Kauf, dass man immer gut erkennen konnte, wes Geistes Kind die anderen Leute war, denn jedes Fanobjekt eines Mitglieds der Band war in einer anderen Primär-Minzfarbe eingepackt. Wir lilanen Matsumoto-Anhänger waren gar nicht so viele, hauptsächlich war in Tokio hellgrün gefragt (ich glaube, das war der Sho, der die Talkshow im Fernsehen hat). Blau wollte keiner, das war vermutlich der, den keiner kennt (einer ist ja immer dabei bei jeder Boyband, ich habe auch prompt nach dem Konzert schon wieder seinen Namen vergessen).

Jedenfalls tat ich mein frisch erworbenes schwag in eine ebenfalls frisch erworbene Jute-Tüte und wartete vor dem Eingang. Pünktlich um 16 Uhr öffnete man diesen und ich hatschte hinein, und fand auch gleich meinen Platz, schräg links, Reihe 37, hinter der 3. Base. Die Sicht war da schon ordentlich, wenngleich auch nicht so schön wie ein Arenaplatz. Wobei die Arena hier auch bestuhlt ist, nix mit unordentlich Rumstehen da in Japan. Während ich so wartete, lief vom Band ca. 20 Mal die gleiche Durchsage, dass, wer während des Konzerts ein Foto macht, quasi gleich mit dem Tode bestraft wird, und wer sein Handy auch nur rausholt, braucht gar nicht mit Ausreden kommen, der fliegt raus. Ja, Herr Johnny weiß, wie sich Konzertfotos gut verkaufen.

Außerdem sollen wir auf alle Fälle sitzenbleiben und nicht die Leute vor und hinter uns an der Sicht hindern. Damit wir nicht auf dumme Gedanken kommen, steht auch vor jedem Block ein Aufpasser und mehrere Herrn von der Polizei patroullierten die Halle mit Megafonen. Ich machte mal vorher noch ein Foto und wollte dann auf die Toilette, aber wer vorher gut aufgepasst hat, hat den Klostau schon vor dem geistigen Auge: 70.000 Mädchen, 4 Männer. Ich also nicht aufs Klo, sondern statt dessen noch ein blinkendes Winketeil gekauft, was irgendwie jeder hatte außer mir. War auch eine gute Entscheidung, denn das braucht man dringend beim J-Pop-Konzert, man muss das nämlich im Takt schwenken und damit die Choreo imitieren.

Nachdem die umsitzenden Mädchen ja nun wirklich aus dem Fanclub waren, hatte jede einzelne von ihnen selbst zusätzlich kleine puschlige Winketeile gebastelt, wo vermutlich draufstand “Nino, ich will ein Kind von dir” oder so ähnlich. (Nino bietet sich nämlich als Fanobjekt für kleine Mädchen total an, nicht, weil er klein und niedlich ist, sondern weil sein Name sich besonders eignet - da kann man im Ultrasonarsound quieken “NIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINO”, versuch das mal mit dem Matsumoto, der heißt “Jun”, geht gar nicht).

Und dann gabs ja auch noch das Konzert. Und wenn wir mal drüber nachdenken: was kriegt man sonst für sein Geld bei einem Konzert? Man hört sich ewig eine grauenvolle Vorband an (1000 Roboter, I’m looking at you), oder der Sänger ist total stoned, oder es wird die aktuelle Platte genudelt und dann ist Schluss, oder manchmal hat die Band auch keinen Bock und trinkt viel Bier während dem Auftritt und dann fällt der Gitarrist in die Menge oder so. Nicht so beim J-Pop.

Da ist Drogen und Alkohol vermutlich nicht vor dem Auftritt, da wird Johnny schon eine entsprechende Klausel in den Knebelvertrag geschrieben haben, die Choreo muss schließlich sitzen (singen können sie ja nicht, irgendwas müssen sie ja machen auf der Bühne). Und die Jungs wissen schon, auf welcher Seite ihr Brot gebuttert ist, denn seien wir mal ehrlich, wer da auf der Bühne steht, ist doch irgendwie auch egal, und wer sich danebenbenimmt, ist schnell weg vom Fenster, so wie der eine aus der Piratenband, der gerade offiziell auf “Sprachurlaub in USA” ist (aka Drogenprobleme).

Aber ich schweife ab. Was war uns hier fürs Geld geboten? Beim J-Pop wird um 18 Uhr pünktlich angefangen, und dann ist dreieinhalb Stunden volle Kanne Party (wir sprangen natürlich doch alle auf), mit ordentlich Tanz und Gesang und eben Schwenken der frisch erworbenen Fanartikeln. Und 5 Meter hohen Pappmache-Pferden, die durch die Menge fahren. Sowie einem 10 Meter hohen, ausfahrbaren Pilz zum drauf Stehen im Sonnenblumenkostüm (don’t ask). Oy, die Kostüme! Pailletten und Federn für alle! Und PY-RO-TESCH-NIK. Und Konfetti. Und einer hin und her fahrenden Plattform. Und ca. 50 fahnenschwenkenden Tänzern. Und Seifenblasen. Und noch mehr Feuerwerk. Und man schwebt an Seilen über der Menge, damit auch das obere Stockwerk was vom Konzert hat. Zwischendrin fährt man mit kleinen Wägelchen wie der Blitz durchs Publikum bzw. immer mal wieder außenrum, der Tokyo Dome ist groß und jeder darf mal jeden sehen. Dabei werden sämtliche Hits, die man so hat, intoniert, während auf großen Bildschirmen der Text zum Mitsingen erscheint. Karaoke für alle! Ich glaube, ein Lied sang man auch zwei Mal, aber ich kann mich auch täuschen.

Wir schwenken also fröhlich unsere Leuchtteile im Takt, und schauen zu, wie man tanzt, bis die Schwarte kracht, der Nino uns Zaubertricks zeigt und in einer Slapsticknummer dem Ohno in den Bauch boxt. Wie der Dingenskirchen, den keiner kennt, Flicflac über die Bühne macht. Und wie der Matsumoto sein Hemd auszieht (alle kleinen Japanerinnen kreischen und fächeln sich Luft zu, ich kreische auch und fächle mir Luft zu - aber nur, damit ich nicht spontan auf den Boden brechen muss - BETTINA! Das ist kein schöner Anblick). Dann begrüßen wir noch Hey!Say!Jump! (Die gehören auch Johnny und sind “spontan” vorbeigekommen, das Konzert anschauen. Das sind ca. 12 Pappnasen - das verletzt meine Regel, dass, wenn ich eine Band gründe, nicht mehr als 4 Mitglieder dabei sind, sonst muss man sich das Geld mit so vielen Leuten teilen. Aber Geld kriegt ja hier eh nur Johnny, insofern irrelevant.)

Im Anschluss singt noch der Sho (oder war es der Ohno? Ich kann sie so schlecht auseinanderhalten von hier oben) ein Lied zu Ehren unserer Ökotüte, während schmelzende Gletscher auf den meterhohen Bildschirmen zu sehen sind. Global Erderwärmung DOUBLE PLUS UNGOOD! Anschließend gibt es vier (in Worten VIER) Zugaben, und zu guter Letzt singen wir alle zusammen auch noch dem Nino ein Geburtstagsständchen, hat er nämlich, und zwar den 25. - bald ist es vorbei mit dem Boygroup-Dasein. Am Schluss wabern die Pheromone nur so durch die Halle, und wir gehen alle glücklich singend nach Haus, legen unser Matsumoto-Winketeil unters Kopfkissen und fragen uns, was so ein Flug nach Sapporo wohl kostet - da war man ja noch nie gewesen, in Sapporo, und soll ja auch viel Schönes da geben.

Tags: Gelaber

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