Brummfisch

I fish, therefore I brumm.

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Dr Zuch kütt!

March 5th, 2009 · No Comments

Der wahnsinnige Australier, den wir beim Skifahren trafen (nur “Australier” oder “wahnsinniger Australier” reicht häufig nicht als Beschreibung, haben wir festgestellt) gab uns vorgestern den Tipp, und heute fuhren wir also mit dem Zug nach Cortina Not!D’Ampezzo. Der wahnsinnige Australier, der hier arbeitet, hatte gesagt, er brächte uns mit dem Auto zum Zug um neun. Wir also um halb neun unten, der Australier sagte “komme in 10 Minuten”. Als wir unser Zeug zum Auto trugen (Motor läuft vor dem Haus, hier jibbet keine globale Erderwärmung nicht in Japan), sprintete der Australier, Gummistiefel tragend, aus der Tür und rief “Schnell, sonst verpassen wir den Zug, ich glaube der kommt um 8:53″. Whoa! Gerade so noch rechtzeitig am Bahnhof angekommen und uns und unser Zeug in den Zug geworfen. No worries, mate, ey?

Im Zug dann wurde unser Eifer eingebremst. Gut, dass wir vorher keinen Alkohol getrunken hatten, denn “Shinkansen, Shinkansen” war das mal nicht. Da fährt sogar die gute alte Münchner Flughafen S-Bahn schneller und hält an dichter besiedelten Gebieten. Mann, Mann, da möchte man aussteigen und dem Zugfahrer zurufen, dass man nur rasch mal hinten schiebt. Aber man darf ja während der Fahrt nicht mit dem Zugfahrer reden.

Unsere rasch erworbene Karte lautete nicht auf Cortina, da aber im Zug lauter Australier mit Snowboards waren (ganz Australien muss derzeit ausgestorben sein), vermuteten wir, dass wir denen wohl einfach folgen könnten. Und so war es dann auch. An der Endhaltestelle vom Zug galt es, noch einen Bus zu nehmen. Der ist eigentlich ein Hotel-Pendelbus, da aber nie jemand vom Zug zum Hotel will, nimmt der Bus auch andere Leute mit. Auch den wahnsinnigen Australier, der sich rasch noch ein Frühstücksbier am Automaten gezogen hatte.

Das Hotel sah aus wie frisch aus Disneyland importiert, ein Riesending mit Fake-Fachwerk und einem knallroten Dach (klickt mal auf den Link und schaut euch die Beschreibung vom Hotel an “where time goes by, dreamlike”, hahaha). Dahinter ein kleines Kiddyland mit einem RIESIGEN AUFBLASBAREN HAMSTER und eine Piste, die kilometerweit flach dahinging. Auf der Piste purzelnde Japaner.

Wir also ein Ticket gekauft, das uns zusätzlich Rabatt aufs Mittagessen sowie einen Besuch im hoteleigenen Onsen versprach, und rein in den Lift. Der Lift war wie in Japan üblich so niedrig, dass sich beim Aussteigen mein Stiefel drunter verklemmte und ich mich auch gleich zu den purzelnden Japanern gesellt hätte, wenn man nicht einen kleinen Japaner abgestellt hätten, der oben die kleinen Mädchen aus dem Lift hievt, die nicht snowboardfahren können. Oder Liftfahren in meinem Fall.

Anschließend ging es gleich weiter in einen TEUFELSLIFT!!! Wieder ohne Bügel den Berg hoch, bitte nicht schaukeln. Unten war eine Tafel angebracht, dass am gestrigen Tage böse Ausländer hinten abseits der Piste gefahren wären, und heute, wenn man die erwischen würde, gäbe es KEINE GNADE!!! Wir stellten uns einen kleinen Samurai vor, der eingefangene Snowboarder mit einem rituellen Hieb enthelmt und ihnen dann den Skipass aus der Tasche reißt. Also nicht hinten den Berg hinunter, ausnahmsweise. Oben war es ganz leer, als wir dann geradeausfuhren, wussten wir auch warum, die Piste ging dann 42° nach unten und war nicht präpariert. Frau S. fuhr fröhlich Kurven, während ich ruckelig nach unten rutschte.

Unten aber dann auf der flachen Piste an den Japanern vorbeigebraust. Wer kann, der kann! Das war auch ganz praktisch, weil da konnte man um die sitzenden Japaner Slalomfahren üben. Blöd nur, wenn die Slalomstange aufstand und weiterpurzelte, aber da konnte man auch schnelle Reaktionen üben. Ich bestand dann auf einem anfängerfreundlicheren Lift und wir wählten den Lift hinter dem Kiddyland (von uns “Hamsterlift” getauft). Am Hamsterlift war man sehr um unsere Sicherheit besorgt und rief “Vorsicht beim Einsteigen” und “Bitte machen Sie den Bügel zu” und “Fahren Sie vorsichtig”. Hallo? Ansonsten müssen wir uns mit keinen guten Ratschlägen an die TEUFELSLIFTSITZE klammern, aber hier heißt es auf einmal Vorsicht geboten? Ts, die Japaner.

So verbrachten wir vergnüglich unseren Vormittag und bastelten uns dann als Mittagessen eine eigene Pizza (mit Rabatt). Anschließend zum Onsen, von wo aus man in der Tat die Piste sehen konnte…das heißt könnte, wäre man nicht schneeblinde Hühner so wie Frau S. und ich, die sich nach zwei Minuten mit tränenden Augen nach drinnen verabschiedeten. Nach dem Onsen frisch erfrischt hatten wir gerade den Bus verpasst (Frust .. etc.) und mussten warten, war aber nicht so schlimm, denn die Japaner haben ja überall Automaten aufgestellt, die uns heißen Kaffee aus der Dose verkaufen. So einen brauchen wir auch, der kommt direkt neben unsere Geldmaschine. Außerdem war der Boden der Hotellobby beheizt (globale Erderwärmung, who cares), gemütlich für die Füße.

Als wir dann 20 Minuten vor Abfahrt zum bereits wartenden Bus gingen (Motor läuft. Erderwärmung? Nicht in Japan), liefen wir dem Busfahrer über den Weg, der uns informierte, dass dieser Bus zum Bahnhof führe. Auf mein einwandfreies “Hai” war er total beglückt, dass unser Japanisch so gut sei und befragte uns, ob wir denn aus Australien kämen (nein), ob wir gestern beim Skifahren waren (ja), wo denn (Happo), ob da der Schnee gut war (ja) und gestern war der Schnee ja besonders gut (sou desu ka). Leider hatte er kein Schild, dass man beim Fahren nicht mit dem Busfahrer reden darf, und erzählte also auch während der Fahrt weiter, während er wild mit einer Hand fuchtelte, und mit der anderen den Bus in Windeseile um die Kurven lenkte.

Die Schlagzeilen “Viele Australier und zwei deutsche Touristen bei Busunglück in Japan verstorben” knapp verpasst, stiegen wir wieder in den Zug zurück, wo wir ja nicht mit dem Zugfahrer reden durften, was uns aber bei dem Tempounterschied zum Bus jetzt irgendwie lächerlich vorkam. Neben uns saß ein Mann mit einer obskuren riesengroßen Tasche, die ungefähr aussah wie beim “Kleinen Prinzen” von Saint-Exupéry die Zeichnung von der Schlange, die einen Elefant verschluckt hatte. Wir vertrieben uns die Zeit damit, zu raten, was wohl in der Tasche wäre. Ein Sportgerät? Ein Musikinstrument? Wir haben es nie herausgefunden.

Jetzt sind wir zurück in der Lodge und haben viel Zeit, weil wir sonst abends immer ins Onsen gehen, was wir ja jetzt schon erledigt haben. Morgen gehen wir nach Hakuba Goryuu (”Berg links außen *fuchtel*”) oder nach Hakuba 47, was nach Aussage des wahnsinnigen Australiers mit dem Bier im Bus (ja, auch bei der Rückfahrt hatte er sich eins gegönnt) ein und dasselbe Skigebiet ist.

Tags: Gelaber

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