Ja, hier habt ihr schon lang nix mehr von uns gehört: Frau S. und ich haben die letzte Woche schön im 5-Sterne-Hotel in Tokyo verbracht, aber da gab es auch fürstliche Preise für das Internet, also hatten wir keins. Daher jetzt mal in Zeitraffer, was uns sonst noch so passiert ist.
Am Montag brachen wir auf von Hakuba nach Tokyo und stiegen in Nagano um in den bereits bekannten Shinkansen. Dabei trafen wir am Busbahnhof in Nagano auf ein kleines Kind, das “Shinkansen, Shinkansen” rief - wir wissen nicht, ob man dem Kind morgens etwas Sake eingeflößt hatte, um den Shinkansen leichter zu finden. Wir kannten uns ja nun schon einwandfrei aus, auch ohne Sake oder Bier aus dem Automaten.
Wieder in Tokyo angekommen, schleppten wir unser Gepäck ins 5-Sterne-Hotel (Grand Prince Akasaka). Die wahnsinnigen Australier waren in der Lodge in Hakuba übrigens ein wenig mürrisch, als sie uns berichteten, für wenig Yen eine Billig-Absteige in Tokyo gebucht zu haben, und wir daraufhin nicht hinter dem Berg hielten mit der Tatsache, dass unser Hotel zwar 5 Sterne hatte, aber 1.000 Yen weniger kostete. Gut, es war nicht in Roppongi, und die Australier hatten als Zweck der Reise nach Tokyo angegeben “in Roppongi in der Disco bis 5 Uhr Drogen nehmen”. Ja, kann man machen, muss man aber nicht.
Wir gingen dann wie üblich Karaoke singen - diesmal konnten wir sogar ein Tamburin ergattern, damit macht das Karaoke gleich noch viel mehr Spaß. Und danach waren wir noch kosmopolitisch in der Lounge im 40. Stock einen heben. Das Getränk war nicht unerheblich teuer, aber man sparte sich natürlich die Gebühren für eine Aussichtsplattform, also verbuchten wir den Abend unter +/- 0, und Null ist ja bekanntlich gut. Dann waren wir allerdings so müde, dass ich kurz vor Shukudai-kun einschlief, und das will ja was heißen.
Am Dienstag fuhren wir nach Ikebukuro sowie anschließend nach Shibuya, shoppen. Danach hatte ich dann so viele Tüten, dass ich nicht merkte, dass ich eine glatt irgendwo stehen gelassen hatte und rasch als Kompensation im Tsutaya noch einen Arashi-Kalender sowie zwei CDs erwerben musste, während Frau S. Kaffee trank und auf die Kreuzung guckte.
Am Mittwoch hatte Frau S. dann Geburtstag, da machten wir dann was ganz Ausgefallenes: Wir gingen shoppen. Diesmal nach Harajuku (inclusive Crepe-Essen) sowie nach Akihabara (Mangas kaufen für mich). Abends wollten wir dann schön essen gehen und gingen spontan in ein Yakiniku-Restaurant. Da wird man in ein kleines Separee geführt, da hat man einen eigenen kleinen Tischgrill. Dann kriegt man ein Lätzchen umgebunden, falls man wild und ungehemmt grillt, und dann kommen Kellner und bringen einem Dinge. Nämlich a) viele Sößchen b) einen Teller mit Gemüse c) einen Teller mit Fleisch d) ein Töpfchen und e) eine Schere. Eine Schere????
Der japanische Kellner brachte also die Schere, deutete auf d) und murmelte etwas auf Japanisch. Ich also wie immer “hai, hai” - natürlich kein Wort verstanden, dachte aber, dass sich das Rätsel der Schere lösen würde, wenn man das Töpfchen öffnete. Als wir dieses dann aber taten, stellten wir fest, dass das Töpfchen eingelegtes Fleisch enthielt. Wir beäugten dann die Schere etwas misstrauisch, und benutzten sie dann nach einigem Debattieren, um das Fleisch nach der Grillung durchzuschneiden. War ja sonst nichts da, was man hätte durchschneiden können. Dann hatten wir aber ein etwas schlechtes Gewissen und versuchten, die Schere mit der Serviette zu reinigen. Gut, dass wir im Separee saßen.
Anschließend wollten wir Pachinko spielen, aber der Reiz dieses Spiels entzog sich uns völlig. Für uns stellte sich das so dar: Man schiebt viele Yens oben in den Automaten, dann plinkern Kugeln unten raus. Die kann man oben wieder reinschießen, dann plinkern sie wieder durch. Irgendwann sind alle Kugeln weg. Dabei raucht man ca. eine Schachtel Zigaretten. Bzw. ich atmete nur tief ein, bei der Besuchsdichte von Pachinko-Hallen kommt das für den Nichtraucher aufs selbe raus. Dann geht man wieder und versucht, seinen Tinnitus vom Lärm der plinkernden Kugeln beim Häagen-Dasz gegenüber loszuwerden (also ein völlig aus der Luft gegriffenes Beispiel jetzt).
Irgendwie ist das beim Karaoke spaßiger und trotz unserer mangelnden Sangeskünste auch besser für die Ohren. Wir gingen also lieber wieder dorthin, und freuten uns wie Bolle, als wir ganz hinten im Karaoketelefonbuch unter “ausländische Songs” nebst Falco auch Ralle Siegel, unsern Mann bei Eurovision, fanden. Wenig ist kosmopolitischer, als in der Karaoke-Butze in Tokyo auf deutsch “Moskau” zu grölen.
Am Donnerstag hatten wir uns dann ein Alternativprogramm ausgesucht, und zwar waren wir beim Shoppen. Frau S. hatte nämlich noch Yen in der Täsch und wollte Turnschuhe haben. Die kauften wir dann auch, bevor wir wieder erschöpft in einer Karaoke-Kabine zusammenbrachen. Dabei hatten wir eine andere Kette ausprobiert, und können nun bestätigen, was sich mir schon beim letzten Tokyo-Besuch angedeutet hatte: Blaues Karaoke finden wir besser als Big Echo-Karaoke. Anschließend fuhren wir noch in den 7. Stock eines obskuren Hauses in Shibuya, und aßen dort in einem Separee eine Pizza. Warum auch nicht.
Donnerstag abend dann versuchten wir dann, all unsere Einkäufe in unsere Taschen zu stopfen, im Schweiße unseres Angesichts. Dabei war die von Frau S. während des gesamten Urlaubs vielgepriesene Verlängerungsoption ihrer Tasche (”passt das noch rein?” “ich kann ja immer noch die Verlängerung aufmachen” “ich will lieber Elfmeterschießen, hahaha”) nicht ganz so platzfördernd, wie das hätte sein können. Unter Drücken, Schieben, Öffnen der Verlängerung, Quetschen, Fluchen und anschließendem Wegwerfens des alten Reiseföns hatten wir dann endlich alles eingepackt. Und wenn ich sage “alles”, dann meine ich das so, wie ich das sage. Am nächsten Tag stellte Frau S. nämlich fest, dass sie vergessen hatte, sich ein T-Shirt bereitzulegen, und musste daher mit dem Schlaf-T-Shirt bekleidet die Reise antreten, weil wir den Reißverschluss von der Tasche nicht mehr aufziehen wollten.
Aber wir hatten ja genügend Platz in der Business Class (hahaha, danke, Herr & Frau Lufthansa), so dass sich keiner über mangelnde Desodorierung beschwerte. Allerdings war auch in der Business Class die Filmauswahl eher bescheiden - wenn “Kung Fu Hip Hop” der beste Film ist, den man nach 12 Stunden gesehen hat, dann weiß man, was die Stunde geschlagen hat.
Jetzt sind wir also wieder im Lande, und können weder singen, noch Crepe essen, und heute morgen war die Bäckereifachverkäuferin schon wieder sauunfreundlich zu mir - willkommen zurück in Deutschland! Aber ich habe meine pinke Harajuku-Strumpfhose an sowie ein T-Shirt, auf dem in Katakana steht “Team minus 6%“, und lasse mir die Laune erst am Montag verderben, wenn ich wieder zur Arbeit muss.
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