Brummfisch

I fish, therefore I brumm.

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Yo! Kohama.

December 19th, 2009 · No Comments

Heute dachte ich mir: Mal was anderes! und beschloss, nach Yokohama zu fahren, das kannte ich von “In 80 Tagen um die Welt”, und da war ich noch nie gewesen. Da ging auch direkt von Shibuya ein Zug hin, hieß es. Ich fuhr also aus Versehen über Shinagawa. Egal, immerhin ging von da aus ein Express-Zug, und vermutlich war ich da sogar schneller dran, wenn ich die zuckelige Heimreise mit der direkten Bahn bedenke.

In Yokohama angekommen, wollte ich sogleich meinen Zettel herauskramen, wo ich mir aus dem Internet notiert hatte, wo man so hinmuss in Yokohama. Die Betonung lag aber hier auf “wollte”, weil den hatte ich natürlich irgendwo liegengelassen und/oder verloren. Ich ergatterte mir also aus der Touristen-Information zumindest eine japanische Yokohama-Karte und machte mich vorsichtshalber auf Richtung Hafen (da waren die in 80 Tagen um die Welt schließlich auch gewesen).

Der Hafen sah aus, als wär man in Hamburg, mit Backsteinhäusern und so, und ich spazierte die Promenade entlang. Weiter hinten war ein Riesen-Riesenrad, da stieg ich aber nicht ein, weil ich aus der Tokio-Erfahrung weiß, dass das Stunden dauern kann und man nach der Fahrt ca. 200 unscharfe Fotos gemacht hat, weil man nach ca. 5 Minuten alles gesehen hat und einem saulangweilig ist. Untendrunter war ein kleiner Vergnügungspark mit sinnlosen Attraktionen, die die Japaner super finden “Haus, wo -30 Grad drin sind” “Durchgehgeisterbahn, wo man eine Plastik-Kerze tragen muss” “Halle mit Automaten, in denen NIX drin ist”. Auch da ging ich dran vorbei, und dann war da natürlich gleich die obligatorische Mall.

Da wurde einem ein “Roof Garden” angepriesen - ich fuhr also sogleich nach oben, um von da aus schöne Szenerie-Fotos machen zu können. Der Roof Garden entpuppte sich aber als schale Minigolfbahn neben dem Mall-Parkplatz und war die Anreise in den 6. Stock nicht wert.

Enttäuscht wanderte ich von dort aus durch den Yamashita-Park nach Chinatown. Chinatown war etwas surreal, weil alles chinesisch aussah, aber mit Japanern drin, wie ein kleiner China-Vergnügungspark. Überall gab es heiße Maroni - aber sackteuer! Ein Beutel 1.000 Yen, was meine kleine Umrechnungstabelle mit ca. 8 Euro betitelt. Wau! Da aß ich lieber einen kleinen Kuchenfisch mit Pudding drin, den mir ein Mann mit einem Schaumstoff-Fisch um den Kopf verkaufte.

Dann zurück über eine Art Boardwalk zu einem Schulschiff der japanischen Marine (ich sag ja, wie in Hamburg). Davor hatte man eine Bühne aufgebaut, wo das japanische Äquivalent zum Free & Easy Festival stattfand, und die Band “Loud Voice” (auch offensichtlich ihr einziges Qualifikationsmerkmal für dieses Festival) vor einer einsamen Zuschauerin aufgeigte.

Bei all dem Herumhatschen (die Boardwalks waren ganz schön lang) war es langsam dunkel geworden, aber da hatte Yokohama etwas ganz Besonderes für uns Besucher vorgesehen: “Candle Cafe”. Dazu hatte man Kerzen in Herzform vor der Mall aufgebaut, und erklärte uns, diese Kerzen würde man nachher zur Erbauung der Massen anzünden, und pries uns sogleich eine gigantische “Opening Ceremony” an. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.

Punkt 17.15 schmetterte eine Frau ein schmalziges Lied, das mit YOUKOUHAAAAMA endete. Danach fuhr man die “Candle Queen 2009″, die “Candle Queen 2008″ sowie die “Candle Lady 2008″ in rüschigen Plastik-Ballkleidern auf (spontaner Flashback zur Faschingsprinzessin meiner Heimat FFB), die Blümchenkerzen anzündeten. Anschließend die obligatorische Rede des Veranstalters, des Bruders des Veranstalters sowie des Bürgermeisters (nein, nur einer der Honoratioren durfte wirklich was sagen, die anderen saßen nur stumm auf der Bühne und verbeugten sich beizeiten). Dann hieß es, die Honoratioren sowie die Queens würden jetzt den Schalter umlegen. Alle traten vor, legten die Hände auf den Schalter, und dann … “SWITCH ONNN!!” Das Publikum schaute erwartungsvoll nach vorn. Aber es passierte dann nix, weil es waren ja Kerzen.

Zur Ablenkung stürmte ein Mädchenchor im Seemanns-Outfit und Glocken in der Hand mit rotbekostümierter Chorleiterin die Bühne. Welch Musikgenuss würde uns jetzt erwarten? Es war “Rudolf, the Red-Nosed Reindeer” auf japanisch, allerdings kam der Gesang vom Band, und die Mädchen klappten dazu im Takt die Münder auf und zu, schunkelten rhythmisch hin und her, und ab und zu schwenkte eine mehr oder weniger unpassend eine Glocke. Wau. Lip-synching als Chordisziplin. Zum Abschluss schoss man noch Hanabi-mäßig eine Menge umweltfreundlicher Leuchtstäbchen in die Höhe. Also, ich weiß ja nicht, ob ich Weihnachten nach Yokohama will, ich will doch lieber zum IKEA*, glaube ich.

Anschließend fuhr ich mit der Bummelbahn (dafür aber immerhin direkt) zurück nach Tokio und bin erfreut, zu vermelden, dass ich jetzt offiziell genug an Weihnachtsbeleuchtung erlebt habe.

*Insider-Scherz

Tags: Gelaber

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